7 Jahre alte Gummis oder: wie Microsoft das Web ausbremst

Wer würde denn einen 7 Jahre alten PC kaufen und benutzen, um aktuelle Spiele zu spielen? Wer würde ein 7 Jahre altes Auto kaufen und Sicherheitsstandards von heute erwarten? Wer würde 7 Jahre alte Winterreifen benutzten? Wer wäre so hirnverbrannt, mit 7 Jahre alten Kondomen in einen geschlechtlichen Zweikampf zu ziehen? Mit Sicherheit kein vernünftig denkender Mensch.

Warum, wenn doch das Problem so offensichtlich zu sein scheint, werden Zugriffe vom IE6 immer noch in nicht geringem Ausmaß verzeichnet? Warum gibt es immer noch Menschen, die den IE6 benutzen?

Einer der Gründe ist ganz klar: „Warum soll ich mir einen neuen Browser zulegen, wenn der (alte) ja super funktioniert?

Welche Risiken und Kosten das birgt, ist vermutlich wenigen Menschen klar, denn wenn man der Agentur/Firma sagt, die Seite soll auch mit dem IE6 funktionieren, dann machen die das schon. Klar, dass man sich als Firma/Designer auch bezahlen lässt. Schließlich ist meistens die letzte Stufe der Gestaltung der Webseite das „identisch aussehen im IE6“ hinzubekommen, wie es der Kunde wünscht, auch wenn man als Designer ja dowebsitesneedtolookexactlythesameineverybrowser.com kennt und gut und richtig findet.

Am Ende macht man sich dann doch wieder zum Horst, denn irgendwie muss man ja die Rechnungen bezahlen.

Und es funktioniert ja mit dem IE6 alles noch so super. Dafür arbeiten Menschen, die deswegen Magengeschwüre, Akne und ständige Kopfschmerzen nebst Tourette und immerwährenden Stimmen im Kopf, die sie beschwören, doch endlich der dunklen Seite nachzugeben, bekommen. Aber man braucht ja nichts neues. Geht ja alles.

Und das erwähnte Vergleich mit den 7 Jahre alten Gummis durchaus berechtigt ist, sollte auch klar sein. Denn: Wenn man sich überlegt, wie viele Schädlinge und Viren sich in den letzten 7 Jahren so verteilt haben, sollte man schon auf aktuellere Technik, die Dinge wie XSS, Phishing etc. etwas erschweren, setzen. Und wer sich schon nicht den Firefox installieren will, sollte wenigstens den IE7 einsetzen, und das so schnell wie möglich.

Denn ein (positiver) Nebeneffekt des Wegfallens des IE6 ist folgender: Alle Browser können beispielsweise transparente PNGs darstellen, auch der IE7. Das würde in einer sehr kuzen Zeit zu einer extremen Nutzung im Webdesign führen, denn die Möglichkeiten, die sich aus alphatransparenten Grafiken und CSS2 und CSS3 ergeben, sind gegenüber dem derzeitigen Design nahezu unbegrenzt.

Ich werde in Zukunft (privat) nicht mehr mit dem IE6 testen. Damit schließe ich mich dem IE Death March an.

Update:

Ich habe meinen Artikel beim Webstandard-Blog zum Thema „Wie beschreibt man die Unzulänglichkeiten des Internet Explorer“ verlinkt. Außerdem sollte ich noch anfügen, dass das für mich als Privatperson gilt. Für Geld (in der Firma) werde ich wohl noch eine Weile mit dem Problem zu tun haben, auch wenn ich noch so oft sage, dass ich das nicht will und scheisse finde.

Eine Antwort auf „7 Jahre alte Gummis oder: wie Microsoft das Web ausbremst“

  1. Hervoragendes Posting! Der Vergleich mit 7 Jahre alten Gummis finde ich gut, wenn vielleicht beim Kundengespräch nicht ganz so angebracht. Da würde ich eher die Winterreifen erwähnen ;-)

    Danke auch für die tollen Links, ich denke dem IE6 Todestag werde ich mich anschließen!

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