Auf dem Desktop zieht „Revolution statt Evolution“ nicht – auch nicht bei Apple

Ich habe gelacht über Alex und seine Hasstirade auf Lion. Ich habe Tränen gelacht. Oder habe ich geweint vor Glück, dass Apple es sich mit seinen Fans verscherzt? Oder einfach nur so?

Fakt ist: Worüber sich die Mac-Jünger aufregen ist nichts anderes, vielleicht sogar weniger dramatisch als das, was gerade mit Gnome und Ubuntu passiert. Scrolling umgedreht, Lustige Maximize-Minimize-Geschichten (das ist aber auch verdammt beschissen gelöst da,  sowas sollte das Window Management regeln, nicht das Programm selbst), aber nix dramatisches wie ein komplett anderes Verhalten und Bedienkonzept, wie bei Gnome 3 und Unity.

Somit sehe ich das ganze mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Thunderbird hat das meiner Meinung nach extrem gut gelöst, nach dem Update auf Version 3 (oder war’s 5) gab es eine hübsche Übersicht über die Änderungen und einen Hinweis, wie man die meisten Major-Changes relativieren oder rückgangig machen kann.

Gnome 3 zum Beispiel, bietet sowas nicht an. Ebensowenig wie Erklärungen (Manuals sind eh überbewertet). Und ich kann den Bürgermeister und Linus Torvalds nur bestätigen: Gnome 3 saugt. Mindestens in der Grundeinstellung. Hier wurde (viel zu) viel „Usability“ von Apple integriert (exzessive Alt-Taste).

Womit wir bei Unity wären. Unity wird aufgrund genau dieser Thematik bei mir eher nicht Einzug finden. Und Gnome 3… Naja, mal schauen. Vielleicht schaffen die es ja schneller als KDE, zurück zu einem System zu finden, das man problemlos nutzen kann. Ansonsten bleibt mein Netbook erstmal bei Crunchbang Openbox und mein Rechner auf ner alten LTS mit per Hand/PPA aktualisierten Internet-Tools.

Es gibt übrigens einen zweiten Part zu dem Video. Weniger aggressiv, aber genauso verbittert.

15 Antworten auf „Auf dem Desktop zieht „Revolution statt Evolution“ nicht – auch nicht bei Apple“

  1. Ahm. Apple hat es sich mit Lion nicht wirklich verscherzt. Es kamen nur sehr unsinnige Features dazu und eben dieses Scrolling lässt sich sehr leicht wieder deaktivieren. Solche Unsitten wie bei Gnome gibt’s nicht bei OS X.

  2. Hallo,
    ich nutze derzeit Ubuntu 11.04 mit Unity, welches wirklich kaum benutzbar ist. Ich kenne nicht einmal den Grund dafür, warum ich es benutze, ich tue es einfach. Denn nach einer Zeit gewöhnt man sich an all das, an all das träge und eigentlich umständliche. Und der Fallback zu GNOME 2 war irgendwie nie etwas für mich.
    Ich habe eben mal Fedora 15 mit GNOME 3 getestet und da ist mir selbst Unity lieber, GNOME 3 macht es so umständlich produktiv zu sein, vielleicht aber auch nur eine Sache der Gewöhnung.
    Was ich jedoch derzeit in der Alpha und den Testing-PPAs bei Ubuntu sehe, gefällt mir sehr gut. Ich würde von daher Unity nicht komplett abschreiben, sondern es mal ein paar Tage benutzen. So schlecht ist das Konzept wirklich nicht und man gewöhnt sich dann doch irgendwie an alles.
    Ich hoffe, dass Unity & Ubuntu allgemein den Trend der in den Alpha-Versionen zu sehen war, stabilisieren und fortsetzen kann.

  3. dir ist aber schon klar, dass der typ schon eher eine außnahme ist. in allen mac-foren macht man sich eher über ihn lustig.

    grundsätzlich geb ich dir aber recht, dass revolution auf dem desktop nicht so leicht ist. nicht ohne grund sieht windows heute noch immer so aus. doch oft muss man auch alte zöpfe abschneiden, und das problem ist nur, dass man sich umgewöhnen muss.

    in dem sinne, einfach neues ausprobieren… was auch immer das ist:)

    1. Traurig, dass man sich über frustierte User lustig macht und jede Neuerung akzeptiert ohne sie zu hinterfragen.

      Ich bin sicher kein Technikfeind, im Gegenteil. Aber diese Scrolling-Geschichte und (im Falle von Gnome 3 / Unity komplette) Bedienkonzepte auf tabletartige Bedienung umzustellen ist in meinen Augen weder sinnvoll noch nötig.

      Dazu habe ich einen Rechner / ein Notebook, in der Regel ohne Touchscreen, so dass gewisse Dinge zwar netterweise möglich, aber nicht jedermann aufgezwungen sein werden.

      1. anscheinend hast du das neue scrolling-verhalten nie ausprobiert. es macht von der usability einfach mehr sinn den content zu bewegen, anstatt einen scrollbalken. erst recht macht es sinn, dies über die eigenen geräte zu vereinheitlichen.
        davon abgesehen kann man das scrollen ja auch normal schalten, weshalb ich nicht verstehen, wie man sich darüber aufregen kann.

        warum gnome den weg gegangen ist, kann ich dir nicht sagen. uniy dagegen kann ich ganz gut verstehen, ich selbst komme damit aber auch gut klar (warum auch immer).

  4. Was genau kann man denn an KDE nicht nutzen? Ich hab ja auch viel rumgeschimpft aber seit 4.5 läuft es angenehm und jetzt mit 4.7 habe ich nur noch einen Fehler und es ist wesentlich flotter als gnome, abgesehen vom booten. Aber da ich sowieso nicht herunterfahre, nur zuklappe, stört mich das weniger.

    1. Ich las neulich in Fachliteratur dass z.B. die PIM-Suite erst vor kurzem ein einigermaßen stabiles Release bekommen hat.

      Die Änderungen, die durch Plasma kamen, waren kein „alte Zöpfe abschneiden“, sondern eher ein „wir rasieren eine Glatze und gucken wie’s nachwächst“. Aber ich als nicht-KDEler kann da nicht viel genaueres zu sagen…

      Ich rante hier ja gerade nur rum, für sachliche Argumente bin ich deswegen trotzdem offen…

      1. KDE ist schon seit 4.2 mehr als nutzbar. Ich weiß auch nicht, wieso Gnome-Nutzer so einen abgrundtiefen Hass gegen dieses Qt-Zeugs haben, aber ich als langjähriger Nutzer von KDE habe mich nie über Gnome aufgeregt.

        KDE hat per se auch erstmal wenig mit KDE PIM zu tun. Das sieht man schon daran, dass KDE 4.5 nicht zeitgleich mit der PIM-Suite veröffentlicht wurde. Nutzt du unter Ubuntu/Gnome auch Epiphany? Wohl eher Firefox. Was also soll das gerante auf einer Zusatzsoftware, die zufällig auch KDE im Namen hat.

        Was ist einzig problematisch finde, ist die Integration von KDE in Ubuntu bzw. Kubuntu. Ich weiß nicht, was sie tun, aber sie machen es falsch (verglichen mit Arch Linux und Ubuntu).

  5. Ich finde Unity sehr gut. Ein paar zusätzliche Compiz-Einstellungen, vielleicht Easystroke zur Mausgestenerkennung, und schon arbeite ich schneller und flüssiger als je zuvor. Ich ertappe mich oft dabei, dass ich im Büro auf Windows mit Mausgesten oder Unity-Shortcuts anfange, und mich ärgere, dass sie nichts bewirken; ich statt dessen Start – Programme – blablabla – blablabla klicken muss.

    Seinen wir doch ehrlich – im Grunde hat sich bei den bisherigen Desktops seit Urzeiten, also Amiga, Atari bzw. Windows 3.0, nichts Wesentliches geändert. Das ging damals nicht anders, aber heute haben wir leistungsfähige Computer. Warum 30 Jahre lang alte, schlecht sitzende Hüte tragen, wenn es neue gratis gibt?

    Dabei bin ich nicht einmal ein Jungspund (aber auch nicht alt). Ich habe in der Schule noch Lochstreifenterminals (!) gesehen; als ich zu arbeiten anfing, waren PCs mehr oder weniger Spielzeug mit 10-MB-Festplatten und 64 kB RAM, ein „richtiger Computer“ ein Mainframe mit 300-MB-Festplatten und ein paar MB RAM mit Terminals.

    Vielleicht ist dieses „Aufwachsen mit den Basics“ dafür verantwortlich, dass ich alles je nach Vorteil einsetze, also Kommandozeile oder grafische Oberfläche, und so flexibel auf Neues reagiere? Weil ich mich eben schon auf so viel Neues einstellen musste?

    1. Wenn dir erlaubt ist auf deinem ArbeitsPC Programme zu installieren, dann versuches doch mal mit KDE für Windows. Als ich es vor etwa 1.5 Jahren mal ausprobiert habe hat es zwar noch Programm abstürze verursacht, aber vielleicht ist es mittlerweile auch benutzbar. da könntest du dann deine Mausgesten und Shortcuts einrichten… oder du nimmst welches diverse beliebte Funktionen anderer Systeme auf den M$ Desktop bringt. Ich habe das gute Stück in der Portablen Version laufen.

  6. also ich finde es irgendwie lustig. Aber gleichzeitig habe ich auch Mitleid mit den Apple-Benutzern.
    Lustig finde ich es, weil man so viele Parallelen zum Linux-Ökosystem ziehen kann. Wie schon erwähnt, reiten ja Unity und Gnome (3) auf ebendieser Welle: versuchen, dem Benutzer irgendwas aufzuzwingen. Mag ja sein, dass z.B. das Scrollen in umgekehrte Richtung in OSX Lion sinnvoller ist. Nur, wenn es seit 20 Jahren andersrum geht…? Was soll das denn, bitteschön?
    Ja, der Typ im Video hat recht. Ich wäre ebenso angepisst, wenn ich ein Mac-User wäre.
    Deshalb habe ich auch Mitleid mit den Apple-Usern. Die können nicht eben mal schnell auf KDE/XFCE/FWM… whatever wechseln. Wenn nun also der Steve Jobs sich demnächst wieder ein paar „neue“ „awesome“ Features ausdenkt (die es z.B. in KDE schon seit 10 Jahren gibt, aber von Apple als DIE Weltneuheit gefeiert werden), dann werden sie sich wieder beschweren und dann doch dem ganzen Spielmannszug hinterhertrotten…
    … und sich dabei noch gegenseitig zusammen-Flamen, weil einer am heiligen Steve Kritik übt…

    …das hat übrigens auch verdammte Ähnlichkeit zur Ubuntu-Gemeinschaft…

    Ich bin deshalb froh, dass ich die Wahl habe. Mit Linux.

  7. Danke für das nette Video! War sehr lustig anzuschauen, erinnert ein bißchen vom Stil her an den AVGN ;-)

    Ich sehe vor allem Parallelen zur Kritik an Unity/GNOME 3 darin, dass es dem User hier offensichtlich größtenteils ums Prinzip geht: er wurde mit neuen Features zwangsbeglückt, die ihm nicht gefallen und muss jetzt diese mühsam deaktivieren.

    Was lehrt uns das? Gar nichts! Es wird immer irgendjemanden geben, der mit Programmneuerungen unzufrieden ist. Die Alternative wäre, dass man ein Programm einfriert und nur noch mit Bugfixes versieht. Wenn einem ein Programm nicht gefällt, so nimmt man halt ein anderes, so einfach ist das. Auch der frustrierte Mac-User aus dem Video ist keinesfalls gezwungen, dass nächste Update mitzumachen.

    Grundsätzlich halte ich es für sinnvoll, dass man wichtige Dinge konfigurieren kann. Wenn allerdings niemals alte Zöpfe abgeschnitten werden, mutiert das DE irgendwann zu einem beschissen unperformanten und kaum noch bedienbarem Moloch wie Windoze.

    Verhaltenssteuernde Konfigurationspunkte sind m.E. manchmal ein Segen, jedoch oft ein Albtraum, weil sie die Komplexität sowohl bei der Entwicklung als auch bei der Benutzung erhöhen. Ein simpler true/false-Schalter in Form einer Checkbox hat das Potenzial, die Komplexität des Programms zu verdoppeln. Aber hier bin ich wahrscheinlich mit meiner Meinung zu sehr GNOME-verseucht ;)

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