Internet-TV: Ein Vergleich.

Internet-TV, IPTV, das Fernsehen über das Internet, am Rechner. Das ist das „next big thing“. Werbeanzeigen für Triple Play. Das soll Begehrlichkeiten wecken. Aber wie sieht die Realität aus?

Ich habe mit Joost, Zattoo und Miro den Selbsttest gemacht.

Fairerweise muss ich sagen, dass alle drei Programme komplett unterschiedliche Modelle für das Internet-Fernsehen verfolgen, ein direkter Feature-Vergleich, wie er auf der Miro-Seite zu finden ist, ist daher meiner Meinung nach völlig unangebracht.

Joost

Joost the best of tv and the internet Joost ist ein Streaming-Video-Client für Windows und Mac OS X, was bedeutet, dass das Projekt seit etwa 2 Wochen für mich gestorben ist. Davor habe ich es allerdings getestet.

Die Oberfläche sieht sehr nett aus. Sie ist ein wenig spartanisch und zeigt ihre Bedienelemente nur auf Verlangen, die Symbolik fand ich auf den ersten Blick nicht ganz überzeugend, vor allem die Sendungs- und Kanalauswahl gingen mir auf Dauer auf die Nerven. [bei Joost Screenshots sehen]. Allerdings bietet die Oberfläche noch mehr Features, wie zum Beispiel einen Channel-Chat, Uhrzeit-Widgets, und einiges mehr, mal brauchbar, mal weniger.

Die Sendungen sind allesamt eingekaufte Inhalte von verschiedenen Content-Anbietern, darunter auch Fernsehsender. Eingekauft bedeutet, dass Joost trotz Kostenfreiheit für den Nutzer bezahlt. Dafür bekommt man dann eben Werbung zu sehen. Manchmal als klassisches Video vor, nach oder zwischen der Sendung, allerdings auch im Stil der Layerwerbung, die man mittlerweile auch im Fernsehen bei ProSieben findet, nur eben etwas interaktiver.

Die Arbeitsweise ist für ein P2P-Programm erstaunlich schnell. Sendung ausgewählt und geschätzte 10 Sekunden später bei DSL1000 geht die Sendung los, Stream-Playing ermöglicht ein abspielen schon vor dem kompletten herunterladen.

Zattoo

Zattoo Oberfläche

Zattoo ist ein Windows-, Mac- und Linux-Client für das Streaming von Fernseh-Inhalten aus der Fernseh-Landschaft des jeweiligen User-Landes. Dabei wird die Werbung auch mitübertragen.

Die Oberfläche ist sehr spartanisch, spartanischer als bei Joost. Ein Play/Pause-Knof, ein Lautstärke-Slider mit Mute-Button und ein Vollbild-Modus-Knopf.

Die Sendungen sind, da das Angebot Webstreams von TV-Sendern anbietet, eben deren Inhalte, inklusive Werbung. Die Qualität ist dabei durchwachsen, was sicher auch meiner Leitung geschuldet ist. Giga sieht schwammig aus, ebenso Comedy Central. Das Vierte geht eigentlich, hat aber sehr schnell Bandbreitenprobleme, auch wenn bei mir ausser Thunderbird nichts anderes läuft.

Die Arbeitsweise unterscheidet sich nicht groß von Joost, die Daten werden über ein P2P-Netz gestreamt, allerdings sind die Sendungen im Vergleich zu Joost „live“, was also der „wann Du willst“-Devise von Video on Demand entgegensteht.

Miro

Miro ist kein Internet-TV-Programm im Sinne von Joost oder Zattoo. Miro ist im Prinzip „nur“ ein aufgemotzer Podfetcher, fällt also ein wenig aus dem Testprogramm raus. Schön dabei ist, dass er Open Source und Standards (wie RSS) fördert und benutzt.

Miro Oberfläche

Die Oberfläche teilt sich in die Channel-Spalte und die Video-Spalte auf. Die Channels bestehen dabei aus abonnierten RSS-Feeds mit Video-Dateien. Die Bedienung fällt meiner Meinung nach sehr intuitiv aus, allerdings muss man das Channel-Prinzip erstmal verstehen.

Die Sendungen sind aufgrund des RSS-basierenden Abonnement-Managements selbst zusammenstellbar. Dabei werden Sendungen im Hintergrund via HTTP und Bittorrent heruntergeladen, im zweiten Fall sogar verteilt. Allerdings ist es nicht möglich gerade noch nicht fertig gedownloadete Sendungen schon zu sehen.

Die Arbeitsweise ist, wie schon gesagt recht einfach: Ein gepimpter Feedfetcher mit Video-Wiedergabe und der Möglichkeit, Torrent-Videos herunterzuladen.

Mein Favorit

Seit ich Miro auf der Platte habe, wird der Player mit alltray im Hintergrund gestartet. Ich bin ja nicht nur Blogger, sondern auch Blogkonsument und Internet- und Filmjunkie, damit ist Miro eigentlich optimal. Die Tagesschau von 20:00 habe ich zwar erst um 9, aber dafür gleich noch viele andere hübsche Sachen.

Wer mir den einen oder anderen Channel für Miro empfehlen kann, darf ihn gerne in die Kommentare schreiben.

Links

Die Reihenfolge der Tests ist übrigens chronologisch in der Reihenfolge, in der ich die Dienste ausprobiert habe.