Die Tote im Bett

Sie war ganz kalt. Eine kleine, kurze Weile dachte er sich nichts dabei, sie war ja immer so verfroren. Als er jedoch anfing, sie zu schütteln, um sie doch endlich zum Aufstehen zu bewegen, bewegte sie sich nicht mehr, als er sie bewegte. Auch der bei ihr übliche verschlafene Mix aus unwilligem Murren und Gähnen, dass insgesamt eher nach „Geh Weg“, als nach „Guten Morgen“ schrie, blieb aus.

Es kam ihm komisch vor. Er betrachtete sie genauer und stellte fest, dass ihre Lippen schon ganz blau angelaufen waren. Jede Hilfe kam zu spät – vermutlich war sie irgendwann in der Nacht still und leise verstorben. Gut für sie. Sie lag leise und ruhig da, ihr Gesicht war friedlich und entspannt.

Nachdem er sie wieder zugenäht hatte, rief er das Krankenhaus an, bestellte einen Krankenwagen. Als der Wagen mit Blaulicht und Sirene in die Straße einbog, saß er gerade in der Küche und rauchte eine Zigarette, neben ihm ein Glas mit Whiskey. Das Radio spielte „My Heart Will Go On“. Er lächelte, griff in seine Tasche und streichelte das Herz durch die Plastiktüte hindurch. Dann zog er die Wohnungstür hinter sich zu.

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