Die politische Realität

Nachdem ich ja neulich schon mal berichtet habe, warum ich ausgerechnet Pirat bin, folgt an dieser Stelle ein kleiner Rückblick über die letzten Wochen aus meiner Sicht auf die aktuelle politische Lage um mich herum.

Die Menschen sind unpolitisch und unmotivierbar

Wir, die Kinzigpiraten, machen uns für die Hanauer Bürger stark, streben ein Bürgerbegehren an und sammeln jeden Samstag Unterschriften am Marktplatz. Dann steht ein Bürger vor uns und erklärt, wir wären ja viel zu spät dran, mit dem Bürgerbegehren. Das man jedoch nur bereits gefasste Beschlüsse anfechten kann, interessierte den Menschen wenig.

Sehr oft hat man dann Menschen vor sich, die einem ihr Leid klagen, und das der Innenstadt-Umbau ja so schrecklich wäre. Aber unterschreiben , das machen dann doch leider die wenigsten. Es helfe ja nichts, wäre total sinnlos, und das Begehren würde sowieso scheitern.

Teufelskreis, ick hör dir trapsen. Ich weiss dann jedesmal nicht, ob ich (irre) lachen, schreien oder heulen sollte. Ich opfere hier meine Freizeit, in der ich über Samstags 4 Stunden damit verbringe den Menschen zu erklären, was sie machen können, mit einfachsten Mitteln. Eine Adresse und ’ne Unterschrift.

Wovor fürchten sich die Leute? Vor einer Verwendung ihrer Daten durch die Piratenpartei? Vor einem Misskredit als „Störer“ oder „Rebell“ bei der Stadt oder der Polizei? Wenn das so wäre, dann hätte die (teils ehemalige) Bundesregierung mindestens eines ihrer Ziele erreicht: völlige Verängstigung bei den Bürgern.

Die Begeisterung lässt nach

Natürlich sind diese Nichterfolgserlebnisse vermutlich politische Realität. Aber die Ahnungs- und Beteiligungslosigkeit macht hilflos, ohnmächtig. Ein paar kleine Worte auf ein Papier geschrieben, die Arbeit machen andere, am Ende vielleicht ein Kreuzchen setzen, ist das zuviel politische Beteiligung für einen mündigen Bürger?

Meine Motivation, etwas zu ändern, klarzumachen zum ändern, sie nimmt ab, was ich persönlich bedauere.

Themenüberfluss und Kanalisierung

Wir, als Kreisverband haben außer den Kommunalthemen, ja auch noch andere Themen, die am Infostand vermittelt werden sollen. Das ist in meinen Augen ein absoluter Overkill an Infos, die der Passant da zuerst wahrnimmt.

ACTA, ELENA, §108e, die großartigen Aktionen der Jupis. Dazu noch ein Kommunalthema. Da müssen wir in Zukunft gezielter auftreten.

Schatten

Und dann sind da noch die Leute, die am Infostand vorbeigehen, auf die Flagge starren und leise „Piratenpartei“ vor sich hinmurmeln und/oder lachen. Oder Leute die kommen und fragen „Seid ihr für oder gegen Ausländer?“ und bei unangenehmen Antworten grußlos weitergehen. Leute die uns mit „Ich wähle nur Parteien, die es in den Bundestag schaffen“ begegnen (Das hatten wir ja vorhin schon einmal). Das Logikzentrum hat da die Geburt nicht überlebt.

Licht

Was mich bei Infoständen allerdings wieder ein wenig versöhnt, sind Menschen die interessiert und (teil-)informiert bei uns aufschlagen und mehr Informationen wollen. Die mit uns fundiert diskutieren und Meinungen austauschen. Heute waren unter anderem zwei junge Menschen da, die sich gerne an unseren Stammtischen beteiligen wollten. So etwas freut mich.

Trotz allen entmutigenden, nervenden und demotivierenden Erlebnissen, ist die Piratenpartei, der Weg, den ich weiter gehen werde. Ich werde weiter Infostände machen, Aktionen durchführen, mich in die Politik im Kreis und im Land einmischen und vor allem: Mit den Jungs und Mädels noch viel Spass haben, auf dem langen harten Weg nach vorne. Ich bin mir sicher, dass es sich lohnt.

2 Antworten auf „Die politische Realität“

  1. Nicht verzagen. Es ist zermürbend, es ist zum Haare raufen, aber jede große Reise fängt bekanntlich mit einem kleinen Schritt an.

    Und ich weiß, daß Infostände wirken. Und sei es nur, weil sie auf uns aufmerksam machen.

    Steter Tropfen…
    Aleks

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