Die Toten Hosen – In aller Stille

Tja, was soll ich zu der neuen Scheibe sagen? Ich finde, die Gegensätze auf der Platte ziehen sich an. Die nachdenklichsten Lieder sind die lautesten („Teil von mir“, „Leben ist tödlich“, „Die letzte Schlacht“), die Liebe spielt eine große Rolle. Insgesamt hat das Werk allerdings musikalisch ganz schön Dampf auf dem Kessel.

Es gibt Menschen, die der Meinung sind, Birgit Minichmayrs Stimme wäre unangenehm oder würde nicht passen, meiner Meinung nach ist die Stimme durch ihre Unangepasstheit, ihre Fehler, einzigartig und geradezu prädestiniert, einem Sänger wie Campino auf einem langsamen, spärlich instrumentierten Song, einen wunderbaren Gegenpart zu liefern. Ganz großes Kino im Kopf, der Song.

Die Hymne auf die Sterblichkeit („Leben ist tödlich“), zusammen mit „Alles was war“, bilden das absolute Highlight der Platte, wobei „Alles was war“ einen absoluten Ohrwurmcharakter hat. Vielleicht auch ein bisschen der Singalong-Ersatz für das auf diesem Album fehlende Sauf- und Gröhl-Gelage (im Gegensatz zu den Alben der letzten 9 Jahre, auf denen immer ein solcher Song drauf war: „Jägermeister“ (’99), „Kein Alkohol ist auch keine Lösung“ (’02), „Walkampf“ (’04) ).

Beim ersten Durchhören der Scheibe schon hatte ich übrigens immer wieder wieder das Gefühl, Melodien wiederzuerkennen – wie gesagt: Beim ersten Mal schon.

Dazu mal ein paar Thesen:

  1. In der Disco klingt nach etwas älteren Hosen-Liedern im Chorus, u.a. nach „der letzte Tag“ am Ende des Chorus
  2. Leben ist tödlich – Das Riff am Anfang, am Versende klingt nach neuem deutschen Rock á la Silbermond
  3. Ertrinken – Den Klavierakkord kenne ich, weiss aber nicht woher
  4. Alles was war – Der Chorus ist eine Variation aus einem älteren Hosen-Song
  5. Wir bleiben stumm – Eindeutig eine Themenvariation aus Sinatras „My Way“ (bzw. Comme d’habitude) [Danke, Wikipedia]
  6. Tauschen gegen Dich hat erstaunliche Nähe zu „Am Ende“ vom letzen Album „Zurück zum Glück“

Das alles sind rein subjektive Wahrnehmungen, die ich weder verwerflich, noch „unseriös“ finde. Vielleicht entdeckt der eine odere andere hier ja auch noch andere Zitate, denn mehr als Zitate sind es meiner Meinung nicht. Sie machen das eine oder andere Lied noch hörenswerter und interessanter, als es sowieso schon ist.

Insgesamt ist das Album eine interessante Weiterentwicklung der Hosen vom letzten Studioalbum, nicht mehr ganz so laut und auf die zwölf, allerdings auch nicht ein Kurswechsel, sondern eine konsequente Entwicklung, die ich bei den Hosen in den letzten Alben festgestellt habe.

Und ja, das Album verstärkt nur noch meine Freude auf das Konzert am 26.12., für das ich bereits Karten habe.