Vom Internetverständis der CDU

Ole von Beust fordert: CDU soll von Piratenpartei Internet lernen“ ist der Artikel im Spiegel überschrieben und im Teaser erklärt der Spiegel: “Ole von Beust ist neidisch auf die Piratenpartei, die in ihrer Kommunikation auf das Internet fixiert ist. Die CDU müsse von ihr lernen, wie man über das Web an potenzielle Wähler herankommt, fordert Hamburgs Erster Bürgermeister.

Das offenbart sehr schön, wie die CDU und wie Ole von Beust das Intenet sehen: als reines Sendemedium über das man heute die Wähler erreicht. Erst die Zeitung, dann das Radio, das Fernsehen und heute eben Internet. Dabei wird übersehen, dass das Internet kein unidirektionales Sendemedium ist, sondern ein Netzwerk, in dem jeder lesen und schreiben kann.

Ole von Beust redet von Wählermobilisierung. Was die Piraten ins Internet treibt, ist die Möglichkeit, Wissen, Informationen Vernetzungen zu speichern, wie beispielsweise im Piratenwiki, das eine zentrale Anlaufstelle für die Piraten ist. Hier finden sich Protokolle, AG-Listen, AG-Beschreibungen, Informationen über die Partei, Mitgliederzahlen, Kontenstände etc. Alles das, was für die Transparenz einer Partei notwendig ist.

Alles das ist in klassischen Medien nicht möglich. Ich kenne keine Tageszeitung, keinen Radio- oder Fernsehsender, der täglich neue Informationen über die Piraten veröffentlichen würde.

Aber bis die CDU das nochmal kapiert, sind noch 3 Generationen Nachwuchs notwendig, wenn die CDU bis dahin das Internet nicht kaputtgemacht hat.

2 Antworten auf „Vom Internetverständis der CDU“

  1. Die Punkte sind auf jeden Fall richtig.
    Dazu würde ich allerdings noch was erwähnen. Was der Piratenpartei auch sehr zuträglich war, waren die Tätigkeiten der anderen Parteien, inbesondere der CDU gegen unsere Ziele:

    * Viele junge Menschen spielen Computerspiele und die ältere Generation hat dafür oft kein Verständnis. Aber kein Verständnis und Verbote sind nochmal ein unterschiedliches Niveau. Hatte bis Anfang 2008 auch seit ca. 15 Jahren Egoshooter gespielt und noch niemals eine Schlägerei gehabt. Dafür, dass die Spiele so desensibilisieren bin ich also ein echtes Wunder?

    * Wer Lieder tauscht, ist Verbrecher. Als ich früher auf Kassetten aufgenommen habe aus dem Radio und teilweise mit Freunden Kassetten auf andere Kassetten oder später CDs auf Kassetten kopiert habe, war ich da auch schon Verbrecher? Warum gab es von der c’t 2004 die Aktion „50 Cent und gut“ und erst jetzt langsam merken die Großen, dass mit Kopierschutz ehrliche Käufer keine Freude haben und dennoch wird kriminalisiert, wer sich verarscht fühlt und nach Alternativen sucht.

    * Vorratsdatenspeicherung: Nicht nur, dass wir unter Generalverdacht gestellt werden. Nein, dem gebildeten Menschen wird auch klar sein, dass die Datenspeicherung und -Sicherung auch Geld kostet und die trägt dann entweder der Provider, der es an seine Kunden weitergeben muss oder der Staat, der es über Steuern an die Bürger weitergibt. Wir bezahlen also alle unsere eigene Überwachung.

    * Warum wird für ineffektiven Schutz mit Stoppschildern die Gewaltenteilung aufgehoben? (Übrigens finde ich das Stoppschild auf dieser Seite super!). Die ersten Wünsche nach Ausweitung auch auf Dinge außerhalb von Kinderpornografie sind ja bereits da, beispielsweise auf rechtsextreme Seiten. So sehr ich gegen Mißbrauch, Intoleranz und andere Verletzungen der Menschenwürde bin – wenn ich mich (grade um beim Beispiel der rechten Seiten zu bleiben) gerne informieren möchte, was die denn so als Propaganda nutzen – beispielsweise um dagegen Gegenpositionen ausarbeiten zu können – dann finde ich es nicht richtig, dass ich die Seite nicht besuchen können soll. Wenn sie verfassungswidrig ist, dann geht dagegen vor, es gibt genug Mittel, wie man eine Löschung durchbekommen kann. Aber stellt kein Schild davor. Macht die Augen auf und nicht zu!

    Wenn die CDU also das Internet als Wahlkampfmedium nutzen möchte, dann sollte sie auch verstehen, wie das Internet funktioniert und warum es so viele Leute gibt, die darin kostenfrei Wissen verbreiten. Erst wer die Ideale dahinter versteht und vertritt und nicht zertritt, wird im gleichen Medium auch brauchbar Stimmen sammeln können.

    Ansonsten wirkt das ungefähr so glaubwürdig wie jemand auf nem Vegetariertreff, der sich grade nen Hamburger reinpfeift und sagt: Ich find euren Grundsatz echt super!

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