Osama ist tot. Soso. Sagt die amerikanische Administration. Dadurch steigt die Terrorgefahr. Sagt die amerikanische Administration.Daher müsse man die Anti-Terrorgesetze verlängern und verschärfen. Sagt Hans-Peter Friedrich.
Christen freuen sich über den gewaltsamen Tod eines Mannes. Begrüßen ein Killer-Kommando. Wo bleibt da der Humanismus? Sind wir wieder bei den im mittelalter so beliebten Kreuzzügen angekommen? Auf Twitter fragte jemand, wie Angela Merkel das mit ihrem Glauben vereinen kann, sich darüber zu freuen.
Denn immerhin verstößt ein solches Mordkommando gegen eines der zentralen Dogmen der christlichen Werteordnung, gegen das fünfte Gebot: „Du sollst nicht töten“. Das ganze kann man sich natürlich wunderbar zurechtbiegen, wenn man den Tod Osamas als „Gottes gerechte Strafe“ sieht und die USA (i.e. das Mordkommando) als ausführende Hand Gottes. Aber das wäre sicher vermessen, sowas tut keiner. Außer bei den Kreuzügen, bei dem Christen durch das Morgenland geritten, gebrandschatzt, geplündert und vergewaltigt haben, was das Zeug hielt, sich verhielten wie eine achte biblische Plage und dachten von sich, Gottes rechte Hand zu sein.
Was viele in Europa vergessen ist, dass die Amerikaner spätestens seit der industriellen Revolution nicht humanistisch sondern vorwiegend utilitaristisch denken und handeln. Das Kantsche Dilemma, einen Jungen oder Embryonen aus einem Feuer zu retten ist für Amerikaner die Amerikanische Administration nur eine Frage des Stands der Reproduktionsmedizin. Kurz ausgedrückt: „Töte einen, rette viele“. Unter diesen Umständen sieht man die Rache an bin Laden natürlich als gerechtfertigt.
Ich will damit nicht verherrlichen oder vergessen, welches Unglück und wieviel Tod Bin Laden in die Welt gebracht hat, aber letztendlich ist er einer von uns: ein Mensch. Und auch für böse Menschen gelten Menschenrechte.
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Sorry fürs rumkacken, aber Administration kann ich langsam wirklich nicht mehr hören bzw. lesen :-)
Zur Entschädigung hier noch der aktuelle Pispers zum Thema: http://medien.wdr.de/m/1304344303/radio/wdr2kabarett/wdr2kabarett_pispers_20110503_1050.mp3 (http://podcast.wdr.de/radio/wdr2kabarett.xml)
Sicher richtig, ich mag den Ausdruck „Administration“ auch nicht, aber „Regierung“ mag ich das Konstrukt da drüben eigentlich nicht nennen.