Wenn Werbung überheblich wird

Habe nur ich das Gefühl oder wird Werbung immmer arroganter?

Natürlich will man mit einem Werbespot einen (potentiellen) Konsumenten davon überzeugen, dass sein Produkt besser ist, als das, was er vermutlich bereits hat. Und natürlich will man dem Konsumenten, der ein Kunde ist, auch weiter darüber informieren, dass sein Produkt besser ist (ein Faktor, der oft unterschätzt wird) als der Rest, um den Wohlfühlfaktor des Kunden zu erhalten.

Was mich nur an den aktuellen Werbungen so stört, ist die unsagbare Arroganz, die als Unterton der Werbung mitspielt, dazu zwei Bespiele:

  1. Sky: „Ich seh‘ was besseres“
  2. Apple: „Wenn Du kein iPhone hast, hast Du kein iPhone“

Während „normale“ Werbung die Vorzüge eines Produkts herausstellt und das Produkt im Vordergrund des Interesses steht, stehen bei den Slogans von Sky und Apple die Konsumenten bzw. Kunden und Nicht-Kunden im Fokus. Hier wird eine Zwei-Klassen-Gesellschaft beschworen, in der es nicht um schicke Produkte geht, sondern um „Winner“ und „Loser“.

Subtext bei Skys „Ich seh‘ was besseres“ ist natürlich, auch und gerade durch die persönlichkeit der Designer-Ikone Karl Lagerfeld betont, der Satz „Ich bin was besseres“. Ein Satz, den Lagerfeld an dieser Stelle genauso hätte sagen können, ohne dass die Wirkung der Werbung sonderlich geändert würde.

Bei Apple zielt der letzte Satz der Werbung eher in Richtung Nicht-Kunden: „Wenn Du kein iPhone hast, dann hast Du kein iPhone“. Das ist gammatikalisch eine in sich geschlossene Stimmige Aussage. Die negative Konotation hier bezieht sich wieder auf einen Angriff der Persönlichkeit des Nicht-Kunden, bei einem Subtext wie „Wenn Du kein iPhone hast, bist Du selbst schuld“ bzw. „Wenn Du kein iPhone hast, dann bist Du ein Loser“. Auch wenn die Werbung das nicht sagt, ist das mindestens eine fühlbar ableitbare Aussage der Werbung.

Ich hoffe, die beiden Kandidaten sind auf längere Zeit erstmal die einzigen, die eine solche Implikation in der Werbung mitschwingen lassen. Ich denke auf lange Sicht tragen solche „Angriffe“ auf die persönliche Wahrnehmung nicht wirklich zu einem guten Image des Unternehmens bei. Oder bin da einfach nur zu empfindlich?

5 Antworten auf „Wenn Werbung überheblich wird“

  1. Bist nicht zu empfindlich, ich sehe das auch so. Gute Werbung ist selten. Neben dieser überheblichen Werbung gibt’s aber noch etwas schlimmeres, die Werbung, die Lügen verbreiten. Ich sag nur Rama Cremefine, Nimm Zwei, diese komischen Biojoghurts, die angeblich die Abwehrkräfte stärken und so weiter und so fort. Schaut man sich diese Produkte mal genauer an, dann wird’s echt böse…

    1. Insgesamt ist es aber so, dass ich von einer Werbung ja mittlerweile erwarte über die Eigenschaften des beworbenen belogen zu werden. Und Besagte Biojoghurts zeigen dann auch im Sternchentext in der Werbung ein „* Bezogen auf ein aufgeblähtes Gefühl“ oder ein „* Im Ramen einer aktiven Lebensweise und gesunder Ernährung“ und so weiter.

      Nur Arroganz ist da meines Erachtens ne Stufe mieser. Aber das liegt ja auch im Auge des Betrachters.

  2. Gut, wenn man genug Selbstbewußtsein hat und sagen kann: „Wenn ich kein Iphone habe, hab ich halt kein Iphone!“ Leider ist dieses nicht (mehr) jedem gegeben, sodass selbst so schrottige und plumpe Werbung dem Hörenden erfolgreich suggeriert: „Du brauchst das!“ Ich würde aber den Kontext miteinbeziehen: Gezeigt werden die vielen tollen Möglichkeiten, die das Eifon bittet; eine schließende Aussage, die sagt, dass all diese Möglichkeiten ohne Eifon nicht möglich sind, ist raffiniert gedacht und wird wohl auch den einen oder anderen Dummen (Gruppenzwang-Opfer) finden.

    Zu „Geiz ist geil“: Auch die Elektro-Discounter haben festgestellt, dass Geiz nicht mehr den Bürger anspricht und stattdessen wieder mehr Qualität im Vordergrund steht (Gott sei Dank!). Wie das Konzept rein werbungstechnisch aussieht, kennt man mittlerweile: „Geil ist geil“. Man kann nur hoffen, dass es kein leerer Slogan bleibt…

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