Eine Hutschnur, eine Hutschnur

Die ist mir heute geplatzt. Mehrmals.

Zum einen, weil irgendwelche hirnverbrannten Verwertungsfuzzis meinen, auf eBooks auch die Buchpreisbindung anzuwenden. Nur mal so: WARUM? Kann doch jeder günstig anbieten wie er will. Die Kosten für die Bereithaltung eines eBooks sind ja wohl heutzutage kaum mehr das Thema, oder? Angst vor Amazon? Selber schuld, liebe Wirtschaft. Anstelle mit Klagen und Abmahnungen den eigenen Tod nur rauszuzögern, solltet ihr Innovativ sein, vielleicht mal den Arsch hochkriegen und selbst was auf die Beine stellen. Ihr macht den gleichen Fehler wie eure Kollegen aus der Musikbranche. Weiterhin zitiere ich mich selbst, ein paar Stunden früher im Heiseforum:

[Und dann…]… wundert sich Deutschland, dass es der Technologie-Entwicklung
immer so weit hinten liegt?

In dem Land, das Besitzer von offenen WLANs abstraft, Nutzer eines
irgendwo vorhandenen WLANs ebenso, in dem Klagen und Abmahnungen en
masse grassieren, etc. etc.

Und das nur, weil irgendwelche !§$#§$%!@§ dumm rumregulieren, ohne
Ahnung zu haben und sich zusätzlich auch noch von irgendwelchen
Lobbyisten zulullen lassen.

Ich hab schon wieder Blutdruck.

Dann kam die Meldung, deren Auftauchen ich gehofft hatte, nie miterleben zu müssen:Gericht: Nutzung von Tauschbörse reicht für Kundendatenabfrage aus – Ich teile die Meinung der Fake-Ticker-Poster im Heiseforum. Danke, das ich mir jetzt Gedanken machen muss, wenn ich Jamendo mit Torrents nutze oder mir neue Linux-ISOs per Torrent ziehe, weil’s schneller geht und fairer ist. Ihr habt doch keine Ahnung, was ihr Penner da kaputt macht!

Und zu guter letzt erreicht mich dann auch noch die Nachricht, dass Herr Bouffier hier in Hessen das Grundgesetz auch mal eben ein bisschen mit den Füßen treten will. Ich mein klar, was der „Wolle“ kann, das kann der „Volle“ auch. Stört ja keinen.

Irgendwie ist das ein ziemlich mieser Tag heute. Für Deutschland. Für die Kultur und die Freiheit.

22 Antworten auf „Eine Hutschnur, eine Hutschnur“

  1. hm, also ich bin zufällig ein (noch junger) buchhändler und beschäftige mich mit der thematik der buchpreisbindung als auch mit computern ;)

    zum thema preisbindung:
    geschriebener text (in buchform zb) gehört zum Kulturgut.
    Deshalb wird dafür nur 7% MwSt. genommen UND es herrscht auch aus diesem Grunde die Preisbindung. Denn merke, wenn diese wegfällt gehen die kleinen Buchhandlungen kaputt, die Preise für Bestseller fallen, und die Preise für alle anderen Bücher (Lehrwerke beispielsweise oder anspruchsvolle Literatur, die nicht von so vielen gelesen wird) steigen gewaltig. Oder aber solche Bücher werden aus Profitablitätsgründen nicht mehr hergestellt.
    Das trifft natürlich auch bei eBooks zu. Deshalb halte ich die Preisbindung für sinnvoll.
    Ich will ja nicht Klugscheissen, aber guck dir mal Frankreich an, die haben die Preisbindung abgeschafft gehabt, nun haben sie sie wieder. Und das genau aus oben genannten Gründen. Ähnlich sieht es in den USA aus (die haben jedoch keine Bindung).

    Literatur sollte schon geschützt werden.

  2. Ok mit der Begründung meines Vorkommentators seh ich die Buchpreisbindung für Ebooks vielleicht noch ein.
    Aber was mich viel mehr stört und mich gar nicht mehr zur Ruhe kommen lässt, ist die Tatsache, dass meine Privatssphäre zu jeder nur erdenklichen Gelegenheit und mindestens 2 mal die Woche weiter eingeschränkt wird. Von irgendwelchen schwachsinnigen Politikern die sich nicht an ihre eigenen Regeln halten und anscheinend immer hirnverbrannter werden. Fällt nur mir das auf? Die sind völlig am durchdrehen und haben keine, GAR keine Ahnung, über was sie da eigentlich entscheiden. Ich kann mit Worten gar nicht ausdrücken wie sehr ich da durchdrehen könnte. Wir werden wieder zum Überwachungsstaat und dem Groß der Bevölkerung ist das egal. Wenn die so weiter machen hilft nur eins: so schnell wie möglich auswandern.

  3. Vielleicht sollte ich das ein wenig klären:
    Es geht mir nicht um die Preisbindung auf Bücher, die ich in der Hand halten kann. Die mag einigermaßen sinnvoll sein.

    Und die Preisbindung auf eBooks macht nur dann Sinn, wenn sie losgelöst von der Preisbindung bei den physikalischen Bücher betrachtet wird. Und das impliziert der Heise-Artikel – wird wohl nicht so sein.

    Ich meine, warum kauft keine Sau Musik online? Weil ich für ein „Bundle“ (ehem. Album) fast das gleiche bezahle, wie wenn ich mir die CD kaufe. Ganz ehrlich: sowas macht keinen Sinn und verhindert den Umsatz. Und man sollte sich dessen bewusst sein, dass bei eBooks, genau wie bei anderen digitalen Erzeugnissen, die Lager-, Versand- und Haltungskosten ja wohl kaum ins Gewicht fallen. Keine Logistik. Keine Ausverkäufe!

    Ein eBook kann ich MILLIONENFACH verkaufen, ohne großen Mehraufwand gegenüber 10 verkauften „Exemplaren“. Solange das ganze nicht mit DRM versaut wird. Dann wird’s nämlich wieder teuer…

  4. Die reine Produktion des Buches kostet sehr wenig.

    Der ganze Apparat, der vor der Produktion liegt, muss aber trotzdem bezahlt werden.

    Das gilt für CDs übrigens auch. Die Produktion einer CD inklusive Booklet liegt bei einer Auflage von nur 10.000 Stück unter 0,50 Euro.

    Wegfallen würde nur der Transport und der Zwischenhändler. Mit anderen Worten, etwas billiger sollte es werden, aber deutlich billiger wird es nicht.

  5. Der ganze Apparat vor der Produktion ist aber genau das Problem. Als Autor muss ich mich in Zeiten von eBook nicht mehr über ein Verlagshaus verbreiten lassen. Ich kann mein Buch selbst verkaufen, direkt über einen Buchladen/Online-Shop.

    Hier besteht (sowohl bei Autoren, als auch bei Musikern) die Möglichkeit, das ganze in die Eigene Hand zu nehmen…

    Und ich denke, viel anders als hier für die Musiker skizziert, sieht es bei Autoren auch nicht aus.

  6. Dirk: Eben. Und bei eBooks ist der Vertrieb eben auch nicht dementsprechend kostenintensiv. PayPal, Onlineshops etc. nehmen da einiges ab. Sicher ist das vielleicht etwas aufwändiger, aber es funktioniert doch.

    Ich als Autor kann aus OpenOffice ein perfektes PDF zaubern, oder von mir aus das ganze auch mit LaTeX machen.

    Sollte ich mal ein Buch schreiben, würde ich diesen Weg (eBooks und BoD, Direktvertrieb) wählen, auch um darüber bloggen zu können.

  7. Ich meinte damit tatsächlich, dass Du völlig frei bist und nicht der Preisbindung unterliegst.

    Das ändert sich sobald Du das Preisbindungsrevers unterschreibst.

    Davon unberührt sind aber die Rechte, die Du an Deinem geistigen Eigentum hast. Da ist es Sache des Vertrages, den Du mit dem Verlag schliesst, ob eine Zweitverwendung erlaubt ist. Das hat nichts mit der Preisbindung zu tun.

    Das Zitatrecht ist ebenfalls nicht der Preisbundung unterworfen.

    Ich habe das Gefühl hier werden mehrere grundverschiedene Prinzipien durcheinandergewürfelt.

  8. Das ändert sich sobald Du das Preisbindungsrevers unterschreibst. <- Den gibt es für Bücher nicht mehr, das ist seit 2002 per Gesetz so. Den gibt es nur noch für Zeitschriften.

    Um es mal ganz kurz auf den Punkt zu bringen:
    eBooks sind im grunde nix anderes als gebundene Bücher, der einzige Unterschied besteht darin, dass es nicht auf Papier gedruckt ist, es ist TROTZDEM Kulturgut. Und deshalb soll es nicht „biillig“ verschachert werden, bzw. nur das gut laufende angeboten werden sondern halt alles mögliche.
    Nehmen wir mal an du möchtest den Brockhaus als eBook haben. Bei keiner Preisbindung würde es den sowie den gebundenen nur noch endteuer oder gar nicht mehr geben, weil er einfach nicht genug gekauft wird dafür.
    Bestseller werden entweder teurer, oder günstiger (egal in welcher Form) denn sie verkaufen sich gut (ob teurer oder günstiger hängt davon ab, wie viele große es gibt), man darf nicht vergessen auch das Schreiben der Werke wollen die Autoren ja bezahlt haben, denn sie leben ja schließlich davon.

    Deshalb ist es wichtig, die Preisbindung zu haben. Sie erlaubt Verlagen, auch weniger gut gehende Titel anzubieten und damit die Vielfalt und den Preis (der ist nämlich gar nicht so teuer, wie man auf den ersten blick denkt) zu erhalten. Darum geht es. Und deshalb finde ich es durchaus gut und richtig, das auch für eBooks durchzusetzen.
    Es geht wie gesagt nicht um den erhalt einer Industrie (wobei das natürlich dadurch auch bewirkt wird) es geht vielmehr um den erhalt der Vielfalt.

  9. bers0r: „der ist nämlich gar nicht so teuer, wie man auf den ersten blick denkt“

    Die Verlage haben sich bei der Euro-Umstellung überreichlich bedient. Fast alle Bücher kosten heute das gleiche in Euro, was sie vorher in D-Mark kosteten.

    Ich bin trotzdem für eine Preisbindung, würde es aber einem Autoren überlassen, was er mit seiner Publikation anfängt. Ich nehme für meine Blogartikel gar kein Geld …

  10. Dirk, wenn sich die Definition des Börsenvereins als Standard durchsetzt, ist jedes PDF, dass den gleichen Inhalt hat wie ein Buch, ein Buch bzw. „Produkte, die Bücher, Musiknoten oder kartographische Produkte reproduzieren oder substituieren“, damit sind auch PDFs, Word-Dokumente/OpenOffice-Dokumente (sorry) und ähnliches inklusive. Selbst .txt-Dateien könnten – bei Verwertungs-Lobby-freundlichen dazu hinzugezogen werden.

    Genau das ist das Problem.

  11. Christian:

    Quatsch. Du hast keinen Vertrag mit dem Börsenverein, also kannst Du auch nicht der Preisbindung unterworfen werden.

    Verlage haben (in der Regel) diesen Vertrag unterschrieben und genau die werden verdonnert, das so zu handhaben.

    Wenn Du ein PDF erzeugst und vertreiben willst, unterliegt das keiner Preisbindung.

    Wenn ein Verlag ein PDF von einem bestehenden Werk erzeugt und vertreibt, unterliegt das der Preisbindung.

  12. Dirk: Ich habe nie behauptet, man habe einen Vertrag mit dem Börsenverein.

    Ich habe gesagt: „jedes PDF, dass den gleichen Inhalt hat wie ein Buch“. Und das ist entweder vom Verlag herausgegeben oder eine Raubmordkopie.

    Ich bin davon ausgegangen (dummerweise) dass mein „den gleichen Inhalt wie ein Buch“ als „wie ein auf Papier von einem Verlag herausgegebenes Buch“ verstanden wird.

    Der Autor xyz, der alles selbst macht, hat das Problem natürlich nicht.

  13. Trotz allem, sollten die Preise bei eBooks – sollte sie denn kommen – gegenüber den Preisen der Papierbücher niedriger sein. Siehe Produktionskosten, Vertriebskosten, Logistik etc. Damit wird Umwelt geschont und Umsatz erhöht. Und bei digitalen Waren ist Umsatz sehr nah am Gewinn.

  14. Danke!

    Ich vermute, dass einer der Gedanken hinter der Preisbindung ist, dass die eBooks die gedruckten Bücher ablösen könnten. Das würde ich tatsächlich aus verschiedenen Gründen auch als porblematisch empfinden.

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