Sind wir auf dem Weg zu Fahrenheit 451?

Heute morgen im Bus habe ich angefangen, die Folge „Klick den Goethe“ des hr2-Podcasts „Der Tag“ zu hören.

Gut, Papierbücher sind schön, aber unhandlich, was die Datendichte im Regal angeht. Auch bei einem Umzug sind die Dinger größtenteils eher hinderlich. Nichtsdestotrotz liebe ich Bücher. Der Geruch von Buchseiten ist schwer zu beschreiben, aber wahnsinnig schön.

Aber ich habe auch keine Abneigung gegen E-Books. Ich habe aber etwas, gegen Menschen, die meinen sie müssten bei digitalen Produkten die gleichen Maßstäbe ansetzen wie bei physikalischen Erzeugnissen. Oder vielleicht noch bescheuertere Formen der Zugangskontrolle (DRM).

Interessant fand ich aber (unter anderem) die Geschichte, die der Chef des Feuerwehrmanns Guy Montag über die Umstände, die zur Bücherverbrennung geführt haben, erzählt:

[…] hält ihm einen Vortrag über die Ursprünge der herrschenden Verhältnisse: die Ablehnung von Literatur, Kultur und eigenem Denken wurde nicht von der Regierung doktriniert, sondern vollzog sich schrittweise durch gesellschaftliche Veränderungen, die nach einer Nivellierung des allgemeinen Niveaus und staatlicher Zensur strebten, so dass alle Bürger intellektuell gleichgestellt sind und sich keine Minderheit diskriminiert fühlt. Beatty gibt zu, selbst Bücher gelesen zu haben. Die Lektüre habe ihm aber nichts Nützliches geboten.

(Aus: Fahrenheit 451 (Roman) – Wikipedia, Stand: 28.04.09, 11:30; Hervorhebungen von mir.)

Weiter wird ausgeführt, dass die Entwicklung dazu geführt hat, dass die Bücher immer mehr von Zusammenfassungen ihrer selbst verdrängt wurden, so dass am Ende „Bücher“ bzw. Lexika mit Titeln wie „Die 100 besten Klassiker“ und ähnliches den Markt überschwemmten. Die dadurch gewonnene Zeit wurde dann genutzt, um fernzusehen und sich weiter an einem passiven Massenmedium zu verdummen.

Unsere Gesellschaft nimmt einen ähnlichen Weg, befürchte ich. Teenager und Kinder bereiten sich auf „entweder werde ich Superstar oder Hartz-IV-Empfänger“ vor. Zusammenfassungen von Nicht-Nur-Managerliteratur gibts auch schon: getAbstract. Fernsehen wird trotz Internet extrem viel konsumiert, gerade von den erwähnten Hartz-IV-Empfängern.

Überwachung haben wir schon, die Zensur ist auch schon auf dem Weg. Früher war alles besser.