Es ist ja nichts neues, das alte Menschen häufiger am Fenster sitzen und die Leute auf der anderen Seite beobachten. Die gründe davon habe ich mal (mit dem Rest des Kurses) in einer Ethikstunde erörtert.
Als Hauptursache haben wird damals die Einsamkeit, die ältere Menschen häufig empfinden, vermutet.
Einer dieser Fensterspanner wohnt ein paar Häuser weiter. Er schaut in die Briefkästen der Leute in der Straße (alles Einfamilienäuser, keine Wohnblocks), als müsse er über Recht und Ordnung waren, er spioniert den Leuten hinterher, wenn Sie auf der Straße laufen.
Den Hammer schlechthin hat er aber aber vorhin gebracht, der Möchtegern-Blockwart: Meine Freundin und ich waren gezwungen, mit einem Teil ihres Autos vor seiner Doppelhaushäfte zu parken. Der Blockwart stand beim ersten Erklingen des relativ leisen Motors (vermutlich als wir in die Straße einbogen) schon am Fenster und beobachtete die Straße.
Als die Hinterränder meiner Freundin vor seinem Haus standen, konnte er trotz seines scheinbar schlechten Augenlichtes seine Neugier hinterm Vorhang nicht mehr verbergen: er leuchtete ihr mit seiner Taschenlampe ganz unauffällig direkt ins Gesicht.
Ich frage mich ehrlich, was solche Menschen antreibt. Einsamkeit kann es zumindest bei ihm nicht sein. Seine Frau lebt noch, er ist in den Dorfvereinen gut integriert (auch wenn ihn nicht alle so gut leiden können, wie er denkt) und hat viele „Kumpels“ hier. Vielleicht liegt es ja an seiner Tochter, die sich, sobald sie konnte, von ihm distanziert hat, innerlich als auch örtlich. Sie ist in die Schweiz ausgewandert und hat kaum noch Kontakt zu ihren Eltern. Für mich verständlich. Für ihn vielleicht der mentale Todesstoß.
Auch wenn er dabei weniger unschuldig ist, als er von sich denkt. Aber Selbsterkenntnis ist nicht jedermanns Sache. Vor allem nicht bei Blockwarten.
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