Was den Einsatz von freier Software und offenen Dateiformaten verhindert

Ein guter Freund von mir studiert. Jura. An sich nichts schlimmes und nach einigem Hin- und Her war er auch – unter etwas Hilfe von höherer Gewalt – davon zu überzeugen, doch bei sich anstelle von einem Microsoft Office OpenOffice.org einzusetzen.

Nun stellte sich nach kurzer Zeit heraus, dass die Professoren ebendieses Freundes nach der Methode „Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht“ agieren und den Einsatz von Microsofts Officepaket forcieren, indem sie nur die Eingabe von .doc-Dateien im Microsoft Word-Format akzeptieren. PDF-Dokumente sind schließlich nicht bearbeitbar und ODF-Dateien in .odt-Dateien von OpenOffice.org stoßen auf Ablehnung, vermutlich weil diese Professoren kein Openoffice.org oder StarOffice verwenden.

Nun muss ich sagen, dass der „freie Software-Gedanke“ von Richard Stallmann mir so fremd nicht ist, ich finde den Ansatz sogar richtig gut, wenn auch etwas auf die Spitze getrieben. Die Geschichte mit den Drogen und den Dealern ist doch schließlich schon den Raubkopierern zugeschrieben, die CDs zusammen mit Crack verkaufen.

Und ich unterstelle den Professoren jetzt einfach mal, dass von diesen ganzen Jura-Professoren höchstens ein Drittel seine Software selbst gekauft hat. Ansonsten gibts ja die Vergünstigungen von Seiten der Uni, die damit die Studiengebühren der Studenten bei Microsoft verjubeln und/oder man „besorgt“ sich seine Installation. Von einem Studenten, von einem Bekannten oder sonstwoher.

Mich, würde ich dort studieren, würde ich dafür Geld ausgeben, würde entweder freien Zugang zur mitfinanzierten Software fordern oder dass die Investitionen gleich in freie Software nach den GNU/GPL/BSD-Modellen angelegt werden. Wer für seine Software zahlen will, kann auch einfach an OpenOffice.org spenden, vielleicht auch unter Mithilfe der Studenten, eine eigene Distribution für die Studierenden zusammenstellen, ggf. auch Fakultätsspezifisch. Nette Namensideen hätte ich schon: Jurux, Biox, Controllux, Theolox, Philosophix, Physix, Medicux.

Zusammen mit einem Hardware-Disitributor, der auf Kompatibilität achtet, könnte man den Stundenten auch gleich eine günstige Infrastruktur zukommen lassen. Die Idee ist doch ziemlich verlockend, finde ich. Ich mein, solche Image-Stores, in der Uni-Pullis und sonstiger Merchandise-Krams verkauft wird, ist doch in fast jeder guten Uni vorhanden.

Aber eigentlich finde ich es eigentlich nur ziemlich engstirnig und sehr verbohrt, auf solchen Formaten zu bestehen und damit die jugendliche Studentenschaft weiter abhängig von den Microsoftschen Produkten und Formaten zu machen, immerhin müssen die Studenten meistens für ihre Software zahlen. Und das ist bei MS-Produkten nicht wenig. Zusammen mit einem Computer kommt man da auf ~100€ für eine Windows- und noch einmal ~150€ für eine zusätzliche Office-Lizenz. Nummern tippen gibts umsonst dazu. Oder die installieren sich eine Schwarzkopie. Und das ist für Jura-Studenten mal ungefähr doppelt so heiss wie für alle anderen. Die meisten erwischten Schwarzkopierer zahlen eine Strafe und müssen in manchen Fällen den Job wechseln. Jurastudenten, die beim Dateientausch oder beim Schwarzkopieren hochgenommen werden, können ihr Studium an den Nagel hängen und was anderes machen. Ne Friseurlehre oder so.

Und das nur, weil der eine odere andere (eigentlich sind es ja alle), den Umstieg ihrer Studenten auf beispielsweise Linux und OpenOffice.org mit Repressalien unterdrücken. Und seien es nur Fußnotenformatenformatierungen.